Vor über einem Jahr erfuhren wir, dass unsere Vermieterin das Haus, in dem wir wohnten, verkaufen möchte. Kurz darauf folgten Besichtigungen. Männer mit Anzügen standen in unserem Wohnzimmer, stellten uns Fragen und fuhren dann wieder mit ihren VWs davon. Eine GmbH kaufte das Haus und begrüßte uns mit der Meldung, dass sie das gesamte Gebäude renovieren und die Miete erhöhen wird. Ab diesem Zeitpunkt war unsere Wohnung nicht mehr unser Zuhause. Wir wussten nicht, was auf uns zukommen wird.
Wer wird noch bleiben?
In der Nordstadt hatten wir uns gleich wohlgefühlt. Es gibt viele Läden und Cafés, zwei große Parks und auch die Universität und Bibliotheken waren in der Nähe. Wir waren sehr gut angebunden.
Wenn wir nun durch das Viertel laufen, fallen uns die Gerüste an den Häusern auf. An einem Gebäude sind zwei lange Banner angebracht.
Ein paar Straßen weiter besetzten Menschen während des CSD am Samstag ein Haus, um ein Zeichen zu setzen. Aufgrund von Spekulationen steht es seit über zehn Jahren leer.
In der Nordstadt leben viele Studierende und migrantische Personen. Wer wird bleiben, wenn die Mieten kaum noch bezahlbar sind?
Auf der Suche
Nach den ersten Sanierungsarbeiten vereinbarten wir einen Termin beim Deutschen Mieterbund. Wir erhofften uns, Möglichkeiten aufgezeigt zu bekommen, wie wir uns gegen das Unternehmen wehren können. Gleich bei unserem ersten Gespräch wiesen sie uns daraufhin, dass wir eine Entschädigung verlangen könnten, wenn wir ausziehen. Eine andere Möglichkeit blieb uns kaum; wir hätten versuchen können, Mietminderung zu erwirken. Unsere Situation schien aussichtslos.
Über ein Jahr suchten wir nach einem neuen Zuhause. Ich fühlte mich, als stände ich in einer endloslangen Warteschlange. Pläne für die Wohnung verwarfen wir und schlossen ein überteuertes Abo bei ImmoScout ab, um uns für Angebote bewerben zu können. Als wir uns entschieden, nur noch meinen Nachnamen in unserer Bewerbung anzugeben, fanden wir endlich eine Wohnung.
Solidarität erfahren
Es ist die Aufgabe der Politik, den Wohnungsmarkt zu regulieren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir haben uns in der Zeit machtlos gefühlt. Zum Glück hatten wir ganz viele liebe Menschen um uns herum, die uns unterstützten; die nach einer frei werdenden Wohnung Ausschau hielten, unsere Suchanfrage teilten oder uns einfach nur zuhörten. Auch beim Umzug und den bis jetzt andauernden Renovierungsarbeiten sind Menschen da, die uns helfen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Habt ihr Tipps für Wohnungssuchende, oder möchtet eure Erfahrung teilen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare. Vielleicht hilft es der einen oder anderen Person. Unsere Wohnungen fanden wir durch ein Gesuch in einer Zeitung. Auch in der Vergangenheit hatte ich damit Erfolg – vielleicht klappt es auch bei euch. Und wenn ihr die Möglichkeit habt, geht nicht ohne euch entschädigen zu lassen.
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