Ich habe Angst, Fehler zu machen. Ob auf der Arbeit, draußen beim Einkaufen oder früher in der Schule, ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich schnell etwas „falsch machen“ kann: im Supermarkt, wenn eine Person mich anrempelt, um mir zu signalisieren, dass ich im Weg stehe. Oder in meiner Schulzeit, als ich meinen schweren Rucksack neben mir auf den Sitz stellte und ein Mann mich kurz darauf anschnauzte, wie unhöflich ich sei, Sitzplätze zu blockieren.
Seit ich klein bin, habe ich Kontrollzwänge. Gedanken wie „Ist der Ofen wirklich aus? Falls nicht, bist du daran schuld, dass Menschen sterben können!“ oder „Du kannst dir nicht trauen. Schau besser noch mal nach, ob wirklich alle Kerzen aus sind!“ lösen sie aus. Als Kind hatte ich große Angst vor Monstern oder anderen Wesen, die mich beim Schlafen anfallen könnten: „Schau noch einmal unter dem Bett nach. Vielleicht hast du nicht richtig nachgesehen und da liegt doch jemand!“
Es gibt viele Gründe, Zwänge zu entwickeln.
Es gibt viele Gründe, Zwänge zu entwickeln. Dass ich mich schnell schuldig fühle und an meinen Fähigkeiten zweifle, sind zwei Faktoren, die mich stark beeinflussen.
Die Struktur in Deutschland macht es nicht leichter. Es gibt so viele Vorschriften, Regeln und Gesetze, die wir beachten müssen. Wie unsichtbare Schlingen pressen sie sich an uns: Wir sollen funktionieren und keine Umstände bereiten.
Als ich mein Abitur mit Anfang 20 nachholte, haben mich meine Zwänge sehr beeinträchtigt. Ich brauchte an manchen Tagen mehr als eine halbe Stunde, um die Wohnung zu verlassen. Immer wieder bin ich in die Küche gegangen, um den Herd zu kontrollieren, ins Wohnzimmer, um nachzusehen, ob die Kerzen wirklich aus sind, obwohl ich sie an dem Tag gar nicht angezündet hatte. Solche Kontrollhandlungen sind unglaublich Kräfte zerrend und belastend. Lange Zeit habe ich mich vor meinen Zwängen gefürchtet, da sie so unkontrollierbar erschienen. Komme ich heute vor die Tür? Oder schaffe ich es nicht, meine Angst zu überwinden? Auch in anderen Situationen begegne ich meinen Zwängen. Sie sind in vielen Situationen da, die mir Angst bereiten.
Eine friedvolle Perspektive hilft mir, mit meinen Zwängen zurecht zu kommen.
Gerade komme ich mit ihnen gut zurecht. Es gibt Tage, an denen sie mich belasten und ich länger brauche, die Wohnung zu verlassen. Aber dadurch, dass ich weiß, dass sie eine Reaktion auf meine Umwelt sind, kann ich besser mit ihnen umgehen: wenn ich mir Pausen nehme und nicht so gestresst bin, fällt es mir leichter, die Haustür hinter mir zu schließen. Auch wenn ich es mir anders aussuchen würde, helfen sie mir, Situationen, Stress und Sorgen zu verarbeiten und mit meinen Ängsten umzugehen. Durch diese friedvolle Perspektive komme ich viel besser mit ihnen zurecht.
Zwänge gehören zum Alltag vieler Menschen. Trotzdem sind sie in unserer Gesellschaft unsichtbar. Lange Zeit wusste ich gar nicht, was Zwänge sind, und habe ich mich für mein Verhalten geschämt.
Zwänge gehören zum Alltag vieler Menschen
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir offen darüber sprechen können und keine Angst haben müssen, aufgrund unserer mentalen Gesundheit nicht erwünscht zu sein.
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