Auf Instagram und anderen Plattformen lese ich immer wieder die Parole “Bildet Banden!”. Aber was bedeutet sie eigentlich? Und wie können wir sie umsetzen?
“Macht entsteht, wo immer sich Menschen zusammentun” - Hannah Arendt
Der Ausruf “Bildet Banden!” wurde durch die militante Frauengruppe Rote Zora, die in den 1970er- und 80er-Jahren Anschläge verübte und Vergewaltigern Hausbesuche abstattete, bekannt. Ihr Protest galt der alltäglichen Gewalt gegen Frauen, dem Abtreibungsverbot und den prekären Arbeitsbedingungen von Frauen. Die Gruppe hat weltweit zu Aktionen inspiriert.
Die Geschichte der Frauenbewegung zeigt, dass nur durch Zusammenschlüsse vieler Menschen strukturelle Veränderungen stattfinden können – ein Widerspruch zum Glaubenssatz, der in unserer Gesellschaft weitverbreitet ist; Eine Person könnte alles schaffen, wenn sie sich nur genug anstrengt. Dabei müssen sie nicht die gleichen politischen Ansichten vertreten, sondern sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen. So konnte beispielsweise das Frauenwahlrecht in Deutschland erkämpft werden.
Die Geschichte der Frauenbewegung zeigt, dass nur durch Zusammenschlüsse vieler Menschen strukturelle Veränderungen stattfinden können.
Auch im beruflichen Kontext verbünden sich Menschen, um sich gegen strukturelle Diskriminierung zu wehren, sich gegenseitig zu supporten und gemeinsam Ziele zu erreichen. Zum Beispiel haben Journalist*innen das Netzwerk Neue deutsche Medienmacher*innen gegründet, um (mehr) Diversität in die weiße männerdominierte Medienlandschaft zu bringen.
Es gibt zudem Kollektive, die gegründet werden, um zusammen zu lernen, sich weiterzubilden und auszutauschen wie hier auf Substack das einWortKollektiv – Schreibende, die sich regelmäßig treffen, ihre Texte gegenseitig lesen und lektorieren. Im Podcast Herz und Sack lesen die beiden Podcasterinnen Kim und Berit in jeder Folge E-Mails von Zuhörer*innen vor und sprechen darüber. Es geht um Liebeskummer, Beziehungen, Erfahrung von Übergriffen und vieles mehr. Durch den Erfahrungsaustausch ist eine Gemeinschaft entstanden, die sich empowert.
Obwohl es noch so viel zu verändern und zu verteidigen gibt, sind nur wenige FLINTA*-Banden in Deutschland vertreten. Männerbanden gibt es dagegen viele: Burschenschaften, Fußballvereine sowie Gruppen, die sich digital vernetzen. Viele von ihnen wie die sogenannten Incels, Pick-up Artists und mythopoetische Gruppen stellen sich gegen feministische Bestrebungen und schüren Hass gegen Frauen, die LGBTIQ*-Community und People of Color.
Es braucht weiterhin Menschen, die sich zusammenschließen, die für intersektionale feministische Forderungen kämpfen und sich gegen den Rechtsruck in Deutschland wehren.
Banden bilden! Aber wie?
Für 2024 habe ich mir vorgenommen, mich bei einem feministischen Kollektiv in meiner Stadt vorzustellen – als schüchterne Person, die sich vor Vorstellungsrunden fürchtet, gar nicht so leicht. Dabei habe ich mich intensiver mit der Frage auseinandergesetzt, wie ich mich generell mit anderen Menschen verbünden kann. Ich habe ein paar Möglichkeiten gesammelt und möchte sie als Impuls und Inspiration mit euch im Rahmen meines neuen Formats „Was kann ich tun?“ teilen:
Freund*innen/Bekannte/ Nahe stehende Personen, die ähnliche politische Ziele verfolgen, fragen, ob sie eine Bande gründen möchten
Mit Menschen verbünden, die sich in einer ähnlichen Lage befinden (bspw. Berufseinsteiger*innen, Teil einer marginalisierten Gruppe)
Auf Instagram nach vorhandenen Gruppen suchen, die politisch aktiv sind – in Städten gibt es häufig schon aktivistische Gruppen, die offene Treffen anbieten
Deutschlandweites Netzwerk DGB bietet Unterstützung beim Organisieren von ersten Bandentreffs: https://www.was-verdient-die-frau.de/angebot/netzwerk. Sie haben dafür auch eine App erstellt: https://frauen.verdi.de/junge-frauen/++co++68c02572-d8e2-11eb-b43c-001a4a160119
Von den Erfahrungen anderer lernen, die sich politisch organisiert haben (bspw. Podcast hören https://blogs.taz.de/feminismus/bildet-banden/ oder Dokus ansehen https://gender-mediathek.de/de/media/remote-video/frauen-bildet-banden)
Radikale Töchter für mehr Inspiration & Ermutigung folgen. Mit Aktionskunst ermutigen sie zum politischen Handeln und bieten Workshops an.
Sich mit Menschen im Alltag solidarisieren (bspw. eigene Misogynie und rassistische Gedankenmuster hinterfragen, auf Missstände aufmerksam machen, Menschen unterstützen, die Diskriminierung erfahren)
Menschen in ihren Erfahrungen bestärken (bspw. Erfahrungen NICHT absprechen)
Menschen in schwierigen Situationen unterstützen (bspw. bei sexualisierter Gewalt zusammen zur Polizei gehen, um Anzeige zu erstatten)
Vielleicht habt ihr selbst schonmal daran gedacht, euch zu verbünden?
Falls euch weitere Ideen einfallen, könnt ihr sie hier anonym eintragen – Ich werde sie anschließend in die Liste übertragen: Wie können wir uns miteinander verbünden?
Lasst uns zusammen für eine gerechte Zukunft kämpfen!
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Danke für deinen Support!
Liebe Caro,
die bei deinem Vorhaben mitschwingende Nervosität kann ich so gut nachvollziehen. Ich wünsche dir, dass du diesen Schritt bald gehen kannst und du im Kollektiv schnell ankommst.💛
Das erste Mal habe ich von „Bildet Banden“ in der gleichnamigen Podcast-Folge von Laura Vorsatz gehört (an dieser Stelle auch große Empfehlung für »Feminismus mit Vorsatz«, wer’s noch nicht kennt) und war schnell hyped. Bisher blieb es leider dabei, aber dein Text hat mir wieder ins Gedächtnis geholt, dass es kein Ding der Unmöglichkeit ist, sich zu verbünden. Nicht mal, wenn man schüchtern ist.✊