Mittel gegen kalte Zeiten
Wie wir uns mit Menschen solidarisieren können, die besonders von rechter Politik betroffen sind
Bekannte und Freund*innen von mir fühlen sich zunehmend unwohl in Deutschland. Vor kurzem beobachtete mein Freund, der vor ein paar Jahren nach Deutschland gezogen ist, wie eine Frau beim Vorbeigehen einen Mann anschrie, weil er sich mit seinen Kindern auf Arabisch unterhielt.
Ich wache um fünf Uhr morgens auf und denke in der Dunkelheit nach, was in Deutschland vor sich geht. Am nächsten Tag schreibe ich L. Ich bin froh, sie zu haben. Wenn mir meine Gedanken zu schwer werden, kann ich sie mit ihr einordnen. Wir teilen unsere Sorgen, unsere Wut und Trauer.
Kampf um Ressourcen
In vielen Haushalten in Deutschland gibt es Kürzungen oder es folgen Einsparungen. Projekte, die Demokratie fördern, müssen um ihre Existenz bangen – und das ausgerechnet jetzt. Das online Magazin Poco.lit., für das ich letztes Jahr geschrieben habe, erhält dieses Jahr keine Förderung. Und auch das Goethe-Institut in Kairo, an dem ich drei Monate tätig war, kann keine weiteren Projekte in bestimmten Regionen anbieten.
Doch anstatt dass die Politik auf Zusammenhalt setzt, schiebt sie marginalisierten Gruppen die Schuld zu. Warum das so gut funktioniert? Das erfahrt ihr in diesem Beitrag von Jean-Philippe Kindler:
Kurz gesagt: In Deutschland findet ein Kampf um Ressourcen statt, der auf Rassismus basiert. Rassismus dient dabei als Legitimation, um Menschen von (begrenzten) Ressourcen auszuschließen. Als Veranschaulichung hier ein Beispiel von Sozialwissenschaftler Cihan Sinanoğlu aus dem Podcast Klassentreffen, der
moderiert:„Nicht nur die AfD, sondern auch alle andere Parteien, vor allem aus dem konservativen Spektrum, sagen, dass sich der Wohnungsmarkt durch die Migration angespannt habe. Dadurch würden die Preise steigen. Diese Argumentationsstrukturen finden sich auch in Bezug auf den Gesundheitsbereich oder den Arbeitsmarkt: Soziale strukturelle Probleme werden auf die Frage von Kultur, Desintegration, zu viele Geflüchtete und Migration umgelenkt. Damit versucht man, die Ressourcenkämpfe auf ein anderes gesellschaftliches Terrain zu verschieben. Genau das ist eine der Hauptfunktionen von Rassismus.“
Zusammenhalt als Mittel gegen kalte Zeiten
Auch FLINTA* sowie Menschen mit Behinderung sind von rechter Politik betroffen.
Ende 2024 mussten wir alle beobachten, wie Friedrich Merz sich gegen die Entkriminalisierung von Abtreibungen stellte. Ein Mann, der keine Kinder bekommen kann, der nie nachvollziehen kann, wie es ist, ungewollt schwanger zu sein, wie sich ein Körper während einer Schwangerschaft verändert, wie man als Mutter in der Gesellschaft vernachlässigt wird. Kinder zu haben ist eines der größten Armutsrisiken für Frauen.
Allein können wir (leider) wenig gegen diese Missstände ausrichten. Deshalb lasst uns zusammenrücken und uns Gedanken machen, wie wir uns mit Personen, die besonders von der rechten Politik in Deutschland betroffen sind, solidarisieren können. Hier ein paar Vorschläge:
diversitätssensible Medien wie kohero und renk. nutzen, um sich mit Perspektiven marginalisierter Gruppen auseinanderzusetzen
sich vernetzen (bspw. über NGOs: PINKSTINKS baut gerade im Rahmen ihres Newsletters ein Netzwerk auf)
sich über Podcasts wie Studio Rot, Klassentreffen und Feuer & Brot informieren
zu Demonstrationen gehen, die bspw. auf die prekäre Lage von geflüchteten Menschen aufmerksam machen
sich hinterfragen, welche Bilder man von marginalisierten Gruppen wie Muslim*innen hat und woher dieses Bild kommt: Sind das vlt. Bilder, die Medien oder die Politik vermitteln?
Betroffenen zuhören und sich selbst zurücknehmen: Welche Bedürfnisse haben sie? Wie fühlen sie sich momentan?
Rassismuserfahrungen ernst nehmen
den eigenen Freund*innenkreis hinterfragen: Ist er hauptsächlich weiß? Und wenn ja, warum?
sich in NGOs, Initiativen oder Organisationen engagieren
solidarisch wählen
eigene Ideen entwickeln, wie man aktiv werden kann (bspw. mit Freund*innen darüber sprechen)
Habt ihr weitere Ideen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.
Du möchtest meine Arbeit unterstützen? Dann teile ZaronurmitC mit deinen Freund*innen. Du würdest mir eine große Freude machen:
Ich würde noch sich einer politischen Gruppe anschließen hinzufügen!
Danke für die Empfehlungen!! Ich bin immer wieder überrascht, was ich noch alles nicht kenne und brauche tatsächlich auch gezielte Empfehlungen, da ich im www abschalte vor lauter Überflutungsgefahr !
Ich habe über ehrenamtliche Tätigkeiten (textiles / repair im House of All) im kulturellen Bereich mehr Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten kennengelernt als sonst.
Das ist auch in Bezug auf finanzielle Situation, familiärer Kontext, soziale Integration, Freizeit, Freunde so erweiternd.